Wie boxe ich gegen einen Rechtsausleger?


Wie boxe ich gegen einen Rechtsausleger
Wie boxe ich gegen einen Rechtsausleger

Der Vorteil von Linkshändern bzw. Rechtsauslegern im Kampfsport ist bewiesen. Überdurchschnittlich viele Linkshänder sind im Spitzenbereich diverser Kampfsportarten vertreten. Für Linkshänder wie mich eine gute Nachricht, haben wir im alltäglichen Leben, ohnehin so einige Nachteile zu erleiden.

Um erfolgreich gegen einen Rechtsausleger zu boxen, meide die gegnerische Schlaghand und bring verstärkt deine Rechte ins Spiel. Versuche deinen linken Fuß nach links außen zu setzen. So wird der Weg für die rechte Gerade frei. Deine Führhand sollte höher sein als die gegnerische und diese stören.

Da Linkshänder eine Minderheit in der Bevölkerung darstellen, haben Rechtshänder wenig Möglichkeiten gegen Linkshänder zu kämpfen, bzw. mit ihnen zu trainieren. Für Linkshänder gilt das Gegenteil. Sie sind fast ausschließlich mit Rechtshändern konfrontiert. Sie sind es gewohnt, mit Rechtshändern umzugehen und haben Übung darin.

In diesem Beitrag geht es darum, wie du mit Gegnern in der anderen Auslage umgehen kannst. Da die Rechtshänder in der Mehrheit sind, betrachten wir das aus ihrer Warte. Als Linkshänder diskriminiere ich mich hiermit selbst. Aber wir Linkshänder sind es gewohnt, umzudenken. Wir schaffen das, besser als „Mutti“ jedenfalls.

Begriffsklärung – Auslage – dominante Hand

Jetzt wird es möglicherweise verwirrend:

Rechtshänder stehen in der Regel in Linksauslage. Das bedeutet ihre dominante Hand, die rechte – ist hinten, ihr linkes Bein vorne.

Für Linkshänder gilt das Gegenteil. Sie stehen in der in Rechtsauslage Regel. Manche Boxer kämpfen mit ihrer dominanten Hand als Führhand. Oft hat das taktische Gründe. Routiniers wechseln ab und an schon mal die Auslage, um den Gegner zu verwirren und überraschen.

Mike Tyson hat über seine, dem Peek a Boo eigene Schrittarbeit, immer wieder die Auslage gewechselt. Ziel war es, eine vorteilhafte Position zu erlangen, aber auch mehr Kraft beim Schlagen generieren zu können.

Die Führhand ist jene Hand, die den Kampf führt. Es ist die vordere Hand. Die hintere Hand wird auch Schlaghand genannt, weil sie eine höhere Schlagkraft erreicht. Sie kann durch den längeren Weg, den sie zum Ziel nimmt, mehr Wucht entfalten und ist zudem meist die dominante, stärkere Hand des Boxers.

Analyse – die Kombinationen unterschiedlicher Auslagen

Zwei Boxer, die sich in gleicher Auslage befinden haben, mehr Möglichkeiten zu agieren.

Rechtsausleger vs. Linksausleger Basics

Stehen sich Boxer in unterschiedlichen Auslagen gegenüber, ist für beide der Weg, den ihre Schlaghand zum Ziel nehmen muss, sehr lang. Die Führhände der Kämpfer, befinden sich einander gegenüber.

Oft wird der hier um eine dominante, bessere Position der Führhand gekämpft. Wer es schafft, seinen vorderen Fuß nach außen zu setzen, hat hier Vorteile. Er kann dann mit seiner Führhand, die gegnerische Hand leichter aus dem Weg räumen, nach unten drücken, um drüber zu schlagen. Ihm öffnet sich aber auch eine Linie in der Mitte, zwischen den Händen des Gegners durch, die Schlaghand einzusetzen. Der Weg für einen Seithaken mit der Führhand ist ebenfalls frei.

Das ist der erste Punkt, der von vielen Boxlehrern in diesem Zusammenhang unterrichtet wird.

Ein weiterer Aspekt ist die Distanz. Ist sie relativ groß, dann wird der Kampf mit den Führhänden ausgefochten. Wer es besser schafft, die Führhand des Gegners zur Seite zu räumen, hat den Vorteil. Du versucht also den Gegner dazu zu bringen, seinen Arm ganz zu strecken, damit er dich erreichen kann.

Wichtig!

Den gestreckten Arm kannst du gut aus der Bahn bringen, um dann zu kontern, bevor es dem anderen Boxer gelingt ihn wieder zum Angriff, oder zur Abwehr einzusetzen. Viele Paraden funktionieren dann am besten. Manche funktionieren sicher nur dann, wenn der Gegner seinen Arm voll durchstreckt. Die unten beschriebene Variante – the lead hand outside parry – von Fran Sands gehört dazu!

Wenn der Gegner zu nahe dran ist, kassierst du mit hoher Wahrscheinlichkeit die Führhand, weil dein Timing dann perfekt sein muss. Du verlierst aber in jedem Fall den Vorteil, deinen Gegner für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das Zeitfenster für einen Konter mit der eigenen Schlaghand bleibt so extrem klein.

Wie kannst du die gegnerische Führhand aus dem Weg räumen?

  • Du kannst den angreifenden Arm nach unten parieren, dich anschließend um ca. 45 Grad um den vorderen Fuß nach außen drehen (gedrehter Sidestep) und mit deiner Führhand angreifen. Dazu kannst du durchaus mehrmals hintereinander Jabs schlagen, während du dich weiter in den Rücken des Gegners bewegst.
  • Eine weitere Variante ist es, beim gleichen Manöver eine Art Kettenfauststoß mit tiefem Ellenbogen und vertikaler Faust zu schlagen. Wenn du das übst, kannst du über den angreifenden Arm „schneiden“, ihn gerade so weit verdrängen, dass du direkt zum Ziel schlagen kannst, während er den eigenen Arm nicht nutzen kann.
  • Bei dem englischen Boxtrainer Fran Sands habe ich folgende Parade gesehen. (Das Video ist oben eingebettet.) Im Pinoy Boxen verwenden wir ähnliche Varianten. Du fegst die gegnerische Führhand in einem kleinen Bogen nach außen. Dazu hebst du den Ellbogen und parierst seinen Arm mit deiner Handfläche, indem du ihn leicht nach außen aus der Bahn bringst. Der Gegner hat nun das Problem, dass seine Führhand nicht mehr auf der Angriffslinie ist, möglicherweise ist seine Balance ebenfalls gestört und dein Weg mit der Schlaghand durch die Mitte ist frei. Setzt du nun deinen vorderen Fuß nach außen und bringst deine Schlaghand, so ist die Chance einen guten Treffer zu landen sehr hoch.
  • Es gibt auch die Möglichkeit, die Führhand mit der eigenen von innen nach außen zu parieren. Dazu bietet sich an, gleichzeitig den hinteren Fuß schräg nach hinten zu setzen. Für den Linksausleger, also nach rechts hinten. Dann konterst du mit deiner Schlaghand, aus einem dominanten Winkel. Der Gegner ist nicht mehr auf dich ausgerichtet und um sein Gleichgewicht ist es ebenfalls schlecht bestellt.
  • Tipp: Wenn du deinen Jab als Up Jab schlägst, ca. 45 Grad von unten hoch, mit tiefem Ellenbogen, hast du gute Chancen deinen Gegner zu überraschen. Über die unterschiedlichen Varianten, den Jab einzusetzen, habe ich hier geschrieben.

Bewegungsrichtungen – Wohin gehen?

Grundsätzlich ist es immer sicherer, sich von der gegnerischen Schlaghand wegzubewegen. Das passiert gewöhnlich durch das sogenannte Zirkeln im Boxsport. Du drehst dich raus, weg von der Schlaghand. Kämpfen zwei Linksausleger miteinander, so bewegt sich jeder aus seiner Sicht nach rechts weg.

Boxt ein Linksausleger einen Rechtsausleger, zirkelt er von der Schlaghand nach links weg.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, in die andere Richtung zu gehen. Bewegungen in Richtung Schlaghand sind aber riskanter.

Befinden sich zwei Boxer aber in unterschiedlichen Auslagen, führt das oft zu Problemen mit dem Gleichgewicht für eine Partei.

Jonny von Expert Boxing erklärt das hier mit seinem Partner. Ab ca. Minute 1. Befinden sich die Boxer in unterschiedlichen Auslagen, so ist das Zirkeln von der Schlaghand oft mit Gleichgewichtsproblemen verbunden, auch wenn der ankommende Schlag geblockt wurde.

Bewegst du dich aber in die andere Richtung, Richtung Schlaghand also und setzt den hinteren Fuß schräg nach hinten, bist du in einer sicheren Distanz zum Gegner und stehst stabiler und bereit, mit deiner eigenen Schlaghand zu kontern.

Da wir im Pinoy Boxen, eine Art „schmutziges Boxen“, weil wir nicht nach sportlichen Regeln trainieren, sondern mit dem Selbstverteidigungsaspekt im Hinterkopf gezielt das Gleichgewicht angreifen, haben wir in der Konstellation immer wieder dieses beschriebene Gleichgewichtsproblem, beim „richtigen“ Wegbewegen von der Schlaghand.

Aber, wie heißt es? „Es gibt nichts Neues unter der Sonne!“ Es gibt sogar YouTube Videos, die sich dieses Problems annehmen. 😉

Darauf solltest du achten als Linksausleger achten:

  • Dominante Position einnehmen. Setze den vorderen Fuß nach außen. Wenn das deinem Gegner gelungen ist, vergrößere die Distanz und bewege dich als Linksausleger nach rechts hinten. Dein Gegner wird versuchen sich wieder in Position zu bringen und dir den Weg abzuschneiden. Dazu muss er sich aus deiner Sicht, nach rechts auf dich zu bewegen. Sobald er das macht, kannst du deinen vorderen Fuß wieder nach links setzen und die gerade Schlaghand einsetzen.
  • Die gegnerische Schlaghand – die linke Gerade und den rechten Haken beim Rechtsausleger.
  • Setze deine Schlaghand häufig ein!
  • Nutze deinen linken Haken. Schlag ihn weit um die Deckung des Gegners. Er ist für einen Boxer in der anderen Auslage schwer zu erkennen und abzuwehren.
  • Deine hintere Hand sollte vor deinem Gesicht platziert sein. So kannst du leichter die gerade Schlaghand des Gegners parieren.

Weiterführende Informationen und Ideen zum Thema Rechtsausleger

Es war noch nie so einfach, gezielt Informationen zu fast jedem beliebigen Thema zu bekommen, wie heutzutage. Wir können uns heute die absolute Weltelite der Boxer jederzeit übers Internet ansehen und ihre Kämpfe analysieren. Mache das zusätzlich zu deinem Training und probiere und teste aus.

Das macht sauviel Spaß und bringt spürbare Verbesserungen in deiner Leistung und im Verständnis. Ich habe dabei schon mit großem Erfolg herausgefunden, was für mich nicht funktioniert und warum das so ist. 😉

Manche Dinge lassen sich für unseren Stil, das Pinoy Boxen umsetzen, andere überhaupt nicht. Es ist ein ähnliches -, aber dann auch oft grundverschiedenes Spiel, das wir spielen. Mit dem MMA verhält es sich ähnlich.

Nicht alles aus dem Boxsport funktioniert im MMA. In der Nah- und Mitteldistanz kann ein geübter Ringer sehr schnell seine Stärken ausspielen und den Boxer, mitunter im Wortsinn „abwürgen“. In der langen Distanz kann der Boxer aber seine Stärken sehr gut ausspielen und allen anderen das Leben sehr schwer machen.

Seht euch folgende Sportler mal genauer an! Viel Spaß dabei!

Bekannte Rechtsausleger im Boxsport, K1 und im MMA:

  • Connor Mc Gregor
  • Guillermo Rigondeaux
  • Vasiliy Lomachenko
  • Jerome Le Banner
  • Marvin Hagler
  • Manny Pacquiao
  • Jérôme Le Banner
  • Kazushi Sakuraba
  • Oscar de la Hoya
  • Miguel Cotto

Fazit – So boxt du gegen Rechtsausleger

Rechtsausleger, in der Regel Linkshänder, sind im Kampfsport überproportional erfolgreich. Einer der Gründe dafür ist, dass sie es gewohnt sind, mit Rechtshändern zu kämpfen. Für sie ist es der Normalfall. Für Rechtshänder sind Linkshänder die Ausnahmegegner und sie haben schlicht und einfach weniger Übung, mit ihnen umzugehen.

Stell dich also mit den Rechtsauslegern in deinem Verein gut, damit du mehr Übung bekommst. 😉 Achte immer auf deine boxerischen Grundlagen und einen korrekten Stand bzw. Grundstellung.

Du solltest zu Beginn darauf achten, deinen vorderen Fuß nach außen zu bringen. Aus dieser Position kannst du:

  • Deine Schlaghand besser einsetzen.
  • Den linken Haken zu Kopf oder Körper schlagen.
  • Die Führhand des Gegners besser kontrollieren.
  • Grundsätzlich ist es besser, sich von der gegnerischen Schlaghand wegzubewegen. Das hat aber auch Nachteile.
  • Die Leber deines Gegners ist in der Rechtsauslage exponiert. Hau nicht zu fest drauf! 😉

Viel Spaß beim Training!

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