Stumpfwaffe Stock

der Waffenaspekt in der Selbstverteidigung – sträflich vernachlässigt

Aus unserer Sicht macht die strikte Trennung zwischen Waffen und waffenlos keinen Sinn

Aus einer unbewaffneten Auseinandersetzung kann jederzeit eine bewaffnete werden und umgekehrt.
Waffen werden vielfach verdeckt eingesetzt.
Man sieht sie nicht, bis man getroffen wird.
Es gibt dokumentierte Vorfälle, in denen Polizisten nach dem Dienst unter der Dusche erst erkannten, dass die
vermeintlichen Schläge, die sie im Einsatz getroffen hatten, Messerstiche waren.
Adrenalin und andere Hormone hatten im Stress dafür gesorgt, dass die Verletzungen weniger bluteten.
Bis dieser Hormoncocktail sich wieder normalisierte.
Die Folge in diesem Fall akute Verblutungsgefahr.

Vergiss das Konzept von Fairness im Zusammenhang mit SV

„Be ready or it is too late.“ Bill Newman
Ein Krimineller sucht sich ein Opfer.
Jemanden, den er für unterlegen hält.
Oder sicherstellen, dass er entscheidende Vorteile auf seiner Seite hat.
Er wird hemmungslos Gewalt einsetzen, um sein Ziel zu erreichen.
Er wird kein Gentleman sein und sich auch Frauen gegenüber mitunter äußerst brutal verhalten.
Du solltest auch mit Angriffen aus dem Hinterhalt, in Überzahl und/oder dem Gebrauch von Waffen rechnen.
Waffen können zur Bedrohung oder verdeckt, um sie überraschend einzusetzen, genutzt werden.

Mindset in den FMA – Escrima – Kali – Arnis und anderen Kulturkreisen

„Weapons are made to be felt not seen.“ Dough Garcia
Gehe davon aus, dass Waffen im Spiel sind bzw. ins Spiel kommen können.
Auch bei sogenannten Duellkämpfen, Auseinandersetzungen, in denen es um das eigene Ego und sozialen Status geht.
Es ist naiv zu glauben, eine Auseinandersetzung wird fair ausgetragen, nur weil man selbst so tickt.
Das solltest du dir bewusst machen.
Fairness hat in der Selbstverteidigung keinen Platz – es geht ums gewinnen, darum wieder nach Hause zu kommen.
(Natürlich unter dem Aspekt der notwehrrechtlichen Verhältnismäßigkeit)

Gefährlichkeit von Waffen – der Waffenaspekt in der Selbstverteidigung

Nahezu täglich kann man heutzutage von Messerstechereien in den Medien lesen.
Ungeschönte Statistiken sprechen dazu eine deutliche Sprache.
Meiner Meinung gibt es auch geschönte, aber hier ist nicht die Stelle politisch zu werden.
Gewaltdelikte mit Stichwaffen

https://www.profil.at/oesterreich/kiminalitaet-trend-messer-tatwaffe-9312813

https://www.krone.at/1842353

Messer gegen Unbewaffnete

Messer sind günstig zu erwerben, verdeckt leicht zu führen.

Messer haben keine Ladehemmungen und benötigen keine Munition und kaum Wartungsaufwand.

Als Unbewaffneter hat man gegen einen entschlossenen Angreifer ganz schlechte Karten. Das gilt auch für gut trainierte Leute.

Im Escrima geben wir dem Unbewaffneten eine 5% Chance halbwegs heil aus einer solchen Auseinandersetzung rauszukommen.
Das sind überlieferte Erfahrungswerte und Rückschlüsse aus unserem Training.
Die beste Messerabwehr kann nur Prävention von Gefahren und Achtsamkeit sein.
Die nächste sinnvolle Alternative stellt Flucht dar, so möglich.

Spinner-Schläger-Messerstecher

Sicherheitsexperte Bernd Schubert plaudert aus dem Nähkästchen und stellt Gefahren und Lösungsmöglichkeiten dar.

Messer vs. Schusswaffe – 21 foot rule

Sieben Meter ist der Radius, innerhalb dessen man es nicht mehr schafft, eine Schusswaffe zur Verteidigung gegen
einen Messerangriff zu ziehen und zielgerichtet und effektiv zu treffen.
Polizisten sollten sich diese Tatsache sehr bewusst machen und ihre Risiken strategisch denkend reduzieren.
Ich denke hier an Eingangskontrollen bei manchen Behörden.
Hier gibt es noch einiges zu optimieren. Vom Arrangement von Tischen, Stühlen und Absperrungen, bis hin zur
Positionierung der Beamten. (L – Taktik)

Stock vs. Messer – der Waffenaspekt in der Selbstverteidigung

Hier herrschen oft völlig falsche Vorstellungen, die von vielen SV Lehrern propagiert werden.
Aus Erfahrungen und  langjähriger Praxis  wissen wir mehr.
Der Stock/Einsatzstock ist schlecht geeignet einen entschlossenen Angreifer abzuhalten.
Punkt.
Keine Diskussion – ich weiß, dass hier viele „Experten“ etwas anderes propagieren.
Ratschläge, mit dem Stock auf die Waffenhand zu schlagen bei einem heranstürmenden Messermann, überprüft man am
besten mit Trainingspartner und Trainingswaffen.
Halte dir den Stress vor Augen, wenn es um dein Leben geht!
Dann mache man sich bewusst, dass ein Stockhieb seltenst zur völligen Kampfunfähigkeit des Angreifers führt.
Was geschieht, wenn der Messermann die Distanz überwunden hat, dürfte offensichtlich sein.
In wenigen Sekunden kannst du mehrere tödliche Verletzungen davontragen.
Du lebst dann vielleicht noch ein paar Minuten, bist aber unrettbar verloren.

Messer gegen Messer – ganz schlechte Idee

Messer stellen tödliche Bedrohungen dar. Die unmittelbare Mannstoppwirkung ist aber nur selten gegeben.
Deshalb enden Messerkämpfe oft mit Toten und Schwerverletzten – unbehelligt aus der Sache rauszukommen, ist
äußerst unwahrscheinlich.
Ein Ballspiel mit 10:8 zu gewinnen, mag ein tolles Erlebnis sein.
Bei einer Messerstecherei ist das nicht mal ein Pyrrhussieg.
Selbstverteidigung Waffen

Schusswaffe vs. Klinge – für manche überraschende Erkenntnisse

Never bring a knife to a gunfight – oder gehe nicht unbewaffnet in eine Messerstecherei.
Oftmals unrealistische Erwartungen an die Polizei mit Messerbedrohungen umzugehen.
(siehe 7 Meter Regel oben)

Das österreichische BMI empfiehlt

Der Einsatz von „Gegenständen zum Selbstschutz“ bei Terroranschlägen und Amokläufen.
https://www.bmi.gv.at/news.aspx?id=6F6A3849394C304F794A6F3D

Aber Vorsicht!

Gefahren, wenn du dich bewaffnest.
Du schraubst die Eskalationsspirale hoch.
Der Verlust der Waffe bzw. des Gegenstandes – kann zu dessen Einsatz gegen dich führen.
Die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Gewalt muss notwehrrechtlich gedeckt sein.

§3 Stgb (Österreich)

(1) Nicht rechtswidrig handelt, wer sich nur der Verteidigung bedient, die notwendig ist, um einen
gegenwärtigen oder unmittelbar drohenden rechtswidrigen Angriff auf Leben, Gesundheit,
körperliche Unversehrtheit, sexuelle Integrität und Selbstbestimmung, Freiheit oder Vermögen von
sich oder einem anderen abzuwehren. Die Handlung ist jedoch nicht gerechtfertigt, wenn es
offensichtlich ist, daß dem Angegriffenen bloß ein geringer Nachteil droht und die Verteidigung,
insbesondere wegen der Schwere der zur Abwehr nötigen Beeinträchtigung des Angreifers,
unangemessen ist.
(2) Wer das gerechtfertigte Maß der Verteidigung überschreitet oder sich einer offensichtlich
unangemessenen Verteidigung (Abs. 1) bedient, ist, wenn dies lediglich aus Bestürzung, Furcht
oder Schrecken geschieht, nur strafbar, wenn die Überschreitung auf Fahrlässigkeit beruht und die
fahrlässige Handlung mit Strafe bedroht ist.

Nächste Woche

Im nächsten Beitrag geht es dann um – Das Training mit Waffen als Grundlage um ihre Einsatzmöglichkeiten zu erfahren und zu verstehen.
Und dem Gebrauch von „Gegenständen“, wie es das Bundesministerium für Inneres formulierte, um Amokläufe und
terroristische Bedrohungen zu überstehen.“

Zusammenfassung der Waffenaspekt in der Selbstverteidigung

  • Aus unserer Sicht macht die strikte Trennung zwischen Waffen und waffenlos keinen Sinn
  • Vergiss das Konzept von Fairness im Zusammenhang mit SV
  • Messer gegen Unbewaffnete
  • Messer vs. Schusswaffe – 21 foot rule
  • Stock vs. Messer – der Waffenaspekt in der Selbstverteidigung
  • Messer gegen Messer – ganz schlechte Idee
  • Schusswaffe vs. Klinge
  • Das österreichische BMI empfiehlt
  • Wichtig: Die Verhältnismäßigkeit der eingesetzen Gewalt muss notwehrrechtlich gedeckt sein.